Abensberger „Kaiserkrippe“ feiert Weihnachten in Potsdam
Abensberger „Kaiserkrippe“ feiert Weihnachten in Potsdam
Die sogenannte „Kaiserkrippe“ ist eines der herausragenden Exponate des Stadtmuseums Abensberg im Herzogskasten. Sie wurde im Jahr 2000 vom eigens hierfür gegründeten Krippenverein erworben und ist seither als Dauerleihgabe im Museum zu bewundern. Nun ist sie erstmals auf Reisen gegangen, und zwar zurück an ihren Verwendungsort in das Neue Palais in Potsdam. Kaiser Wilhelm II. hatte dort mit seiner Familie Weihnachten gefeiert. In seinem Besitz befand sich die Krippe das Künstlers Sebastian Osterrieder, in Abensberg liebevoll „Krippenwastl“ genannt. Im Rahmen von „Kaiserliche Weihnachten“ wird das Abensberger Kunstobjekt nun im festlich geschmückten Grottensaal des Neuen Palais zu bestaunen sein.
Die Reise der Krippe so sicher wie möglich zu gestalten, bedeutete viel Aufwand und Fachkunde. Ein zweiköpfiges Restauratorenteam der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Katrin Klein und Christian Bode, war zwei Tage in Abensberg, um das wertvolle Stück zusammen mit der Abensberger Museumsleiterin Beatrice Wichmann und Museumspraktikant Jonas Schlauderer aufwändig und fachmännisch zu verpacken. Dabei wurde der Zustand der Krippe und jeder einzelnen Figur im Detail protokolliert. Ebenfalls mit dabei der Kirchenmalermeister, Vergoldermeister und Restaurator Dietmar Feldmann aus Abensberg. Die Abholung der Krippe war von großem Medieninteresse begleitet; mehrere Fernsehteams begleiteten die Arbeiten. Stets dabei der erste Vorsitzende des Abensberger Krippen- und Kapellenvereins St. Ägidius, Martin Neumeyer, Landrat, und Traudl Schretzlmeier, sowie Peter Hübl.
Osterrieder blieb den Krippen treu
Sebastian Osterrieder wurde 1864 als Sohn von Bäckersleuten in Abensberg geboren. Nach dem Tod seines Vaters brach er zur künstlerischen Ausbildung nach München auf und entwickelte sein komplexes Verfahren zur Herstellung von Krippen und Krippenfiguren in Serie, ohne dabei ihren künstlerischen Wert als Einzelstück aufzugeben. In einer Zeit, als christliche Kunst nicht im Trend lag, blieb Osterrieder der Weihnachtskrippe treu und gilt daher auch als ihr Wiederentdecker. Fürstenhäuser in ganz Europa und sogar der Papst ließen sich eine echte Osterriederkrippe anfertigen – so auch der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II.
Im Bild oben von links Dietmar Feldmann, Martin Neumeyer, Beatrice Wichmann, Katrin Klein und Gertraud Schretzlmeier. In der Galerie Schnappschüsse von den Arbeiten und nochmals das Hauptmotiv. (Fotos: Wichmann, Knott.)
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Veröffentlicht von Ingo Knott , 29.11.2023