Keine Sektkorken, aber endlich frei

Keine Sektkorken, aber endlich frei

Keine Sektkorken, aber endlich frei

Am Freitag, 21. April, wird die Abensbergerin Edith Schieck im Rot-Kreuz-Cafe aus ihrem Leben erzählen. Frau Schieck hat mit dem Buch „Und das Gras war grüner“ für Aufsehen gesorgt; ihre Schilderungen über das Leben in der damaligen DDR sind unverblümt und hoch gelobt. Zum Besuch gibt es Butterkuchen aus dem Osten und Kiachl aus Bayern.

„Ich kann doch gar nicht schreiben!“, sagt sie. „Ich bin ja eigentlich was ganz anderes“, bekommt man ebenfalls zu hören. „Es sollte nur für die Enkel sein.“ „Es“, das ist das Buch, das sie dann doch geschrieben hat: „Und das Gras war grüner“ lautet der Titel, erschienen 2012 im Weidener Wendepunkt-Verlag. Edith Schieck, 1943 in Krakau geboren,  erzählt darin aus ihrem Leben, geht in der Familiengeschichte zurück, umspannt 150 Jahre. Wesentlich ist dabei die Schilderung des Lebens in der DDR. Und weshalb man das Land verlassen musste.

„Am 2. Mai 1984 schliefen wir das letzte Mal in unserem Haus.“ In der Nacht verlassen sie in einem völlig überladenen Lada die DDR in Richtung Freiheit. Es ist ein Abschied für immer, von Haus, den Freunden, der Heimat. Aber, natürlich – es knallen keine Sektkorken, ein Grenzer sagt: „Na, Sie haben uns gerade noch gefehlt.“ Frau Schieck: „Ernüchterung stellte sich ein. Eines wird aber für immer in Erinnerung bleiben: Das Gras war grüner.“ Frau Schieck kam mit ihrem Mann, ihrer Mutter und den beiden Kindern schließlich in Abensberg an, wo eine Stelle als Kinderarzt ausgeschrieben war. Die Familie blieb hier, und viele Jahre später, auf einer privaten Feier, sprach sie über die Vergangenheit, über das Leben in der DDR. Mit anwesend ein ehemaliger Lektor des Lübbe-Verlags, der sie ermunterte, alles aufzuschreiben. „Er sagte mir: Viele schreiben, ohne etwas zu erzählen zu haben. Sie haben was zu erzählen.“

Zunächst schrieb sie ihre Erinnerungen für die Enkel auf. „Das war mir wichtig, dass die Kinder wissen, was die Familie erlebt hat.“ Es wurde aber etwas mehr – „Wir hatten, als wir noch DDR-Bürger waren, in Ungarn Leute aus dem Westen kennen gelernt – die waren dermaßen frei, auch im Gespräch, wir konnten uns das nicht vorstellen. Danach sahen wir unsere Lage ganz anders.“ Das Buch ist wohl deshalb weit mehr als eine Familiengeschichte, es ist eine Mahnung, Freiheit und Demokratie zu achten, zu schützen. „Man sollte heutzutage nicht so blauäugig dahin leben“, sagt sie, es sei ihr ein Anliegen, den Leuten mitzuteilen, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist. „Achtet darauf“, sagt sie, und verweist auch auf die Große Politik: „Wenn die so weiter wurschteln, ist das gefährlich.“

Frau Schieck hat jedenfalls nichts bereut – es gibt eine muntere Schar an Enkelkindern in den USA, für die sie schließlich das deutsch/englische Büchlein „Maxwell aus Boston, Omi aus Germany“ geschrieben und ebenfalls im Wendepunkt-Verlag heraus gebracht hat; kleine Geschichten, wie die Mütter und Großmütter spielten, als sie selbst noch klein waren und es keine Electronics gab und eine Kugel Eis etwas Besonderes war.

Beide Bücher und ganz viele Geschichten bringt Edith Schieck am Freitag, 21. April, um 14.30 Uhr ins noch nagelneue Rot-Kreuz-Cafe in der Bahnhofstraße Abensberg (am BRK-Seniorenheim). Danny Kemmerle, Chef des Hauses, lässt dazu passend Butterkuchen nach altem DDR-Rezept herstellen, frische Kiachl gibt es auch, und natürlich Kaffee, Tee und Erfrischungsgetränke. Auf Wunsch signiert Frau Schieck ihre Bücher, die für 16.80 Euro („Und das Gras war grüner“ und 12,80 Euro („Maxwell aus Boston“) gekauft werden können.

Der Nachmittag im Rot-Kreuz-Cafe richtet sich an alle Interessierten, so Danny Kemmerle: „Kommen Sie herein, machen Sie es sich bei uns gemütlich – mit Kaffee, Gebäck und der bewundernswerten Edith Schieck.“



Veröffentlicht von Ingo Knott , 07.04.2017
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