Konjunktur in der Region zeigt sich robust
Konjunktur in der Region zeigt sich robust
Die Stadt Abensberg veröffentlicht hier die IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2016:
REGENSBURG. „Der niedrige Ölpreis hat unser Geschäft beflügelt“, freut sich Stefan Rödl, Geschäftsführer der Rödl Energie in Neumarkt, mit Vertretern fast aller Branchen. Für Heizöl zahlen Verbraucher im Vergleich zum Vorjahr nur noch die Hälfte. Das ist ein Grund für die positive Konjunktur. Die Konjunkturumfrage der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim zählt zu Jahresbeginn 47 Prozent zufriedene Unternehmerinnen und Unternehmer. 67 Prozent rechnen damit, dass die gute Geschäftslage in den nächsten Monaten anhält.
Als weiteren Grund für die gute Konjunktur führt die IHK-Umfrage das anhaltend niedrige Zinsniveau an. Im Chinageschäft der regionalen Betriebe gab es bisher keine Einbrüche und die Flüchtlingskrise hat zusätzliche konjunkturelle Impulse gesetzt, vor allem in der Bauwirtschaft, bei Busunternehmen und Sicherheitsdiensten. Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben war im Umfragezeitraum so hoch wie seit 2012 nicht mehr. Der Auslastungsgrad liegt bei der Hälfte der Unternehmen am Limit. Das erfordert in vielen Betrieben Kapazitätserweiterungen und Investitionen. „Trotz der leichten Aufwärtsbewegung bei den Investitionen sind wir von einer Trendwende beim Investitionsklima weit entfernt“, warnt allerdings Josef Beimler, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim.
Grenzkontrollen hindern
Das außenwirtschaftliche Engagement der Unternehmen bleibt stabil. Vor allem Industrieunternehmen planen Auslandsinvestitionen, davon geben 66 Prozent die Eurozone, 35 Prozent China und 24 Prozent Nordamerika als Zielregion an. Besonders Logistik und Transportunternehmen profitieren von der guten Wirtschafts- und Exportlage. „Wenn ich allerdings höre, dass wegen der Flüchtlingskrise wieder dauerhaft Kontrollen an den Grenzen durchgeführt werden sollen, fürchte ich, dass sich das schädlich auf die konjunkturelle Entwicklung auswirken wird“, gibt Logistik-Unternehmer Manfred J. Fichtl von der Fichtl Unternehmensgruppe in Saal an der Donau zu bedenken. Das betreffe den gesamten EU-Binnenmarkt „und wird die deutsche Wirtschaft jährlich mehrere Milliarden Euro kosten, wenn LKWs stehen statt Waren zu bewegen. Handel und Logistik werden leiden", weiß Fichtl.
Starker Handel
Mit 67 Prozent rechnet die Mehrheit der Unternehmer in den nächsten Monaten mit einer unveränderten Geschäftslage. Zwar ist der Handel allgemein so optimistisch wie seit 2014 nicht mehr, doch sind die regionalen Unternehmen im Durchschnitt weniger euphorisch. Der Anstieg der Erwartungen ist eher als saisonaler Effekt einzelner Branchen zu sehen. Als größte wirtschaftliche Risiken nehmen die Unternehmen die Inlandsnachfrage und die politischen Rahmenbedingungen wahr. Bei allem Verständnis für die Flüchtlingskrise, die die Politik derzeit beschäftigt, erwarten die Unternehmerinnen und Unternehmer, dass wichtige Wirtschaftsthemen nicht dauerhaft von der politischen Agenda verschwinden.
Kaum Arbeitslose
Mit einer Arbeitslosenquote von 3,3 Prozent erreichte der IHK-Bezirk 2015 einen historischen Tiefststand und einen bayerischen Spitzenwert. Vor allem Industrie- und Dienstleistungen stockten personell auf. Die Aussichten für den regionalen Arbeitsmarkt bleiben gut. Ein Fünftel aller Unternehmen im IHK-Bezirk will zusätzliche Arbeitskräfte einstellen. Es sind überwiegend kleine und mittlere Unternehmen in der Mitte und Süden des IHK-Bezirks. 43 Prozent der Befragten sehen die steigenden Arbeitskosten allerdings als wachstumshemmenden Faktor, darunter vor allem Industrie- und Tourismusbetriebe.
Bauwirtschaft
IHK-Konjunkturklimaindikator: 125,8 Punkte (↑).
Über die Wintermonate melden die regionalen Bauunternehmen rückläufige Aufträge im Wohnungs- und öffentlichen Bau. Der Wirtschaftsbau stagnierte. Dennoch erachten 46 Prozent der Befragten ihre aktuelle Geschäftslage als gut und sind mit ihrem Auslastungsgrad zufrieden. Der Bedarf an Unterkünften für Flüchtlinge überbrückte die Winterflaute. Wie die Zeitreihe zeigt, verringert sich seit einem Jahr die Reichweite der Auftragsbestände. Für den Start in die neue Bausaison zeigen sich 91 Prozent der Betriebe optimistisch. Im Gegensatz zum öffentlichen und Wirtschaftsbau rechnen alle Unternehmen mit einem steigenden Auftragsvolumen aus dem Wohnungsbau. Mit Ausnahme der öffentlichen Aufträge plant die Branche, gestiegene Materialkosten über Preiserhöhungen weiterzugegeben. 34 Prozent der Hochbauunternehmen erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, Tiefbauunternehmen und das Ausbaugewerbe stellen sich für die nächsten Monate auf eine gleichbleibende Auftragslage ein.
Dienstleistungen für Unternehmen
IHK-Konjunkturklimaindikator: 132,0 Punkte (→).
Die Auswirkungen der im Herbst eingebrochenen Geschäftserwartungen zeigen sich am deutlichsten bei den Dienstleistern. Werbeunternehmen, Marktforscher und IT-Dienstleiser hatten weniger Aufträge und beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht. Bei 22 Prozent reduzierten sich die Auslandsumsätze. Eine Ausnahme bildeten die Beratungsunternehmen. Über die Hälfte der Beratungsunternehmen meldet gestiegene Umsätze. Im Finanzsektor sind Lage und Erwartungen stabil. Die Logistiker in der Region erwarten ein gutes Jahr 2016 und rechnen mit steigenden Inlands- und stabilen Auslandsaufträgen. 26 Prozent planen Kapazitätserweiterungen, 74 Prozent Ersatzinvestitionen. Die Rohstoffpreise ermöglichen einigen Teilnehmern Dieselabschläge bei der Preisgestaltung. Die Branchenprognosen für das Inlandsgeschäft der kommenden Monate zeigen nach oben, steigende Auftragszahlen aus dem Ausland erwartet niemand.
Handel
IHK-Konjunkturklimaindikator: 119,2 Punkte (↑).
Gestützt durch die positiven Rückmeldungen aus dem Großhandel bleibt die Geschäftslage im Handel stabil. Im Einzelhandel liefen die Geschäfte bei einem Drittel der Befragten gut. In den Monaten Dezember und Januar steigerte sich der Umsatz im stationären Handel bei einem Drittel der Befragten, das Online-Geschäft wuchs um 36 Prozent. Die Lagerbestände liegen über dem saisonalen Durchschnitt, im Großhandel halten 27 Prozent der Betriebe mehr Waren und Rohstoffe vor. Im Einzelhandel finden strukturell stark divergierende Entwicklungen statt. Verkaufsflächenreduzierung und Personaleinsparungen im klassischen Handel stehen Expansionen v.a. in Elektronik und baunahen Sortimenten (z.B. Haustechnik) gegenüber. Der niedrige Eurokurs verteuert die Importe. Erstmals seit 2012 will über die Hälfte der Unternehmen aufgrund höherer Hersteller- und Lieferantenpreise die Verkaufspreise erhöhen. Die Prognose für den Handel mit Rohstoffen und Investitionsgütern ist deutlich positiver als in der Herbstumfrage 2015.
Industrie
IHK-Konjunkturklimaindikator: 127,0 Punkte (→).
Der Aufschwung in der regionalen Industrie hat sich weiter gefestigt. Fast die Hälfte produziert unter voller Kapazitätsauslastung. Die günstigen Rohstoffpreise unterstützen die gute Ertragslage. Inland, Eurozone und China füllten in den letzten Monaten die Auftragsbücher der Industrie. Über ein gestiegenes Auftragsvolumen aus China berichten 24 Prozent. Gleichzeitig ist die chinesische Wirtschaft eine starke Konkurrenz. Nach Angaben der Befragten sind derzeit keine direkten Auswirkungen der VW-Affäre messbar, aber der Preisdruck in der Automobilindustrie ist zu Jahresbeginn enorm. Trotz der hohen Abhängigkeit von den Wechselkursen nennt die Exportindustrie den Eurokurs bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung erst an vorletzter Stelle (14 Prozent der Antworten). Nachfrageverhalten und wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen gelten bei der Mehrheit als Risikofaktoren. Investitions- und Vorleistungsgüterproduzenten setzen wie im Vorjahr auf ein erfolgreiches Jahr 2016.
Tourismusgewerbe
IHK-Konjunkturklimaindikator: 115,4 Punkte (→).
44 Prozent aus dem Hotel-, Gaststätten- und Reisegewerbe äußern sich zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Dabei nahm der Umsatz mit Geschäftsreisenden deutlich zu. 41 Prozent berichten über eine gestiegene Auslastung, sieben Prozent bewerten diese als nicht zufriedenstellend. Im Hotel- und Gaststättengewerbe lag der Auslastungsgrad bei durchschnittlich 58,4 Prozent. Bei den Reisebüros und -veranstalter halten sich die positiven und negativen Angaben zur Anzahl der Reisebuchungen die Waage. Trotz des bevorstehenden Saisonstarts besteht nur bei zwölf Prozent zusätzlicher Personalbedarf, ein Fünftel rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Große Investitionsbereitschaft zeigt das Gastgewerbe. 30 Prozent wollen ihre Angebote durch innovative Produkte und Konzepte attraktiver machen. Die weltweite Terrorgefahr stimmt das Reisegewerbe pessimistisch, 43 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen bei Reisen. Urlauber und Geschäftsreisende müssen sich 2016 auf steigende Preise einstellen.
https://www.ihk-regensburg.de/konjunkturbericht
Die IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim
In der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim sind 79.000 Unternehmen aus der Oberpfalz und dem Landkreis Kelheim organisiert. Sie profitieren vom Service der IHK, wenn es um standortrelevante Themen, Fachkräftesicherung und Außenwirtschaft geht. Mehr als 350 Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich in den regionalen IHK-Gremien und in den Ausschüssen für Verkehr, Außenwirtschaft, Steuern, Handel, Industrie, Berufsbildung und Tourismus. Hier erarbeiten die IHK-Mitglieder die Standpunkte der regionalen Wirtschaft – kommunal, auf Landesebene und über die IHK-Organisation bundes- und europaweit." - Ende der Pressemitteilung der IHK Regensburg.
Veröffentlicht von Ingo Knott , 03.02.2016