Wirtschaft im Landkreis Kelheim setzt Leitplanken
Wirtschaft im Landkreis Kelheim setzt Leitplanken
Die Unternehmerinnen und Unternehmer im IHK-Gremium des Landkreises Kelheim haben bei ihrer Sitzung am Dienstag, 26. April 2016, im Berufsbildungswerk der Katholischen Jugendfürsorge Abensberg (BBW), die Leitplanken für ihre regionale Wirtschaftspolitik gesetzt: Sie fordern eine starke Wirtschaftsförderung des Landkreises, wollen sich für die Fachkräftegewinnung stark machen und treten für den Ausbau der Infrastruktur ein. „Die Geschäftsstelle der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim in Abensberg wird sich in ihrer Arbeit auf diese Themen konzentrieren“, versprach Geschäftsstellenleiterin Regine Sander bei der Gremiumssitzung. Der Ingenieurdienstleister und Gremiumsvorsitzende Michael Gammel freut sich auf eine konstruktive Zusammenarbeit und erarbeitete in einem regen Austausch mit den Gremiumsmitgliedern die Ziele.
Wirtschaftsförderung aufstocken
Die Wirtschaftsförderung des Landkreises soll als Lotsendienst durch die Ämter leiten und Unternehmen proaktiv fördern. „Kleine und mittelständische Betriebe haben nicht ständig mit den Behörden zu tun. Es ist wichtig, dass die Wirtschaftsförderung die Sprache von Betrieben und Behörden gleichermaßen beherrscht“, so Gammel. Das IHK-Gremium sieht die Wirtschaftsförderung des Landkreises Kelheim in diesem Sinn aufgestellt, jedoch personell stark unterbesetzt. Die Wirtschaftsvertreter plädieren daher für eine Aufstockung bei Personal und Ressourcen.
Als Best Practice lud das Gremium Johannes Hofner von der Wirtschaftsfördergesellschaft des Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm (KUS) ein. Der beschrieb den Weg seiner Stelle zu einem Kommunalunternehmen für die Bereiche Wirtschaftsentwicklung sowie Freizeit, Erholung und Tourismus. Bedeutete Wirtschaftsförderung früher einmal, Flächen zu vergeben, sieht Hofner seine Aufgabe heute darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Menschen in einer Region zum Leben und Arbeiten benötigen. „Wirtschaftsentwicklung wirkt langfristig, die Auswirkungen der Aktivitäten sind äußerlich oft nicht oder erst nach zwei, fünf oder mehr Jahren erkennbar“, gibt der Experte zu bedenken.
B16 ausbauen, ÖPNV optimieren
Aus dem Entwurf zum neuen Bundesverkehrswegeplan berichtete Logistikunternehmer Manfred Jürgen Fichtl. Die regionale Wirtschaft fordert die Beseitigung des Engpass B16 zwischen Regensburg und Ingolstadt durch bedarfsgerechten Ausbau der B16. Immerhin – so Fichtl – wäre es möglich, einen dreispurigen Ausbau mit Hilfe von Pauschalmittel zu realisieren, Planungen für den Ausbau bei Mühlhausen und Lengfeld laufen.
Dass es bei der Verkehrsinfrastruktur nicht immer um die großen Bundesstraßen geht, machte IHK-Geschäftsstellenleiterin Sander am regionalen ÖPNV deutlich. „Der Nahverkehrsplan im Landkreis wird das erste Mal seit einem Jahrzehnt wieder überarbeitet. Wir brachten dabei die Anregungen der Unternehmen mit ein.“ So zum Beispiel eine bessere Taktung des Busses vom Bahnhof Neustadt nach Bad Gögging. „Bisher fuhr der Bus zwei Minuten bevor der Zug kam, ab. Das ist natürlich für die Kurgäste nicht gut“, so Sander, die auf eine Fahrplanänderung hofft.
Dialog mit der Politik
Vor der Landratswahl am 18. September lädt das IHK-Gremium jetzt die Politik zum Gespräch. „Wir wollen nicht in den Wahlkampf eingreifen, sondern den Landratskandidaten die Chance geben, ihre wirtschaftspolitischen Positionen zu erläutern“, erklärt Gremiumsvorsitzender Michael Gammel.
Chance auf Ausbildung
Gastgeber Walter Krug, Gesamtleiter des BBW, gab dem IHK-Gremium beim Rundgang Einblick in die Ausbildung in seinem Haus. 550 behinderte und benachteiligte Jugendliche werden hier von 450 Mitarbeitern in 15 Berufsfeldern und 38 anerkannten Berufen ausgebildet. „Die jungen Menschen wären auf dem freien Markt betrieblich nicht ausbildbar haben aber das Potenzial, es mit unserer Hilfe zur Abschlussprüfung zu bringen“, so Krug. Rund 70 Prozent seiner Schüler schaffen es später auf dem freien Arbeitsmarkt, eine tolle Quote, wie das Gremium attestiert.
Krug warb bei den Unternehmen für die verzahnte Ausbildung mit Betrieben. „Sie können junge Leute heute nicht mehr nur in Lehrwerkstätten ausbilden. Die brauchen betriebliche Praxis.“ Die Unternehmen können Azubis des BBW sechs bis zwölf Monate lang im Betrieb beschäftigen. Die Ausbildungsverantwortung bleibt beim BBW. Die jungen Leute kommen frühestens Mitte erstes Ausbildungsjahr in die Firmen, die Berufsschule sowie begleitende Hilfe findet dabei weiterhin im BBW statt. „Das ist eine Win-win-Situation für uns und für die Betriebe.“
Zum Foto: IHK-Gremium Kelheim zu Gast im BBW (v.l.): Der stellv. BBW-Gesamtleiter Frank Baumgartner, Gremiumsvorsitzender Michael Gammel, Regine Sander; hinten (v. l.): Gerlinde Dubb vom BBW sowie die Gremiumsmitglieder Manfred Jürgen Fichtl, Christian Wittmann und Hans Zirngibl. Vorne rechts: Johannes Hofner von der KUS. (Foto: Pschorn)
Veröffentlicht von Ingo Knott , 19.05.2016